Das kapitalistische System hat kein Interesse an Veränderung. Die Maschine muß weiterlaufen, und das wird so hart verteidigt, wie es notwendig scheint. Da zählt kein Klimaschutzabkommen mehr. Es scheint, dass extremerer Protest nicht zu offeneren Ohren und mehr Reflektion bei den Entscheidungsträgern führt, sondern nur zu härteren Gegenmaßnahmen. Diskreditieren, gesellschaftlich isolieren und dann mit der Faust drauf, so schafft man die Gegner aus dem Weg. Wegsperren, und das „weiter so“ funktioniert endlich wieder. Alles demokratisch legitimiert, wie es scheint. Mag alles nicht neu sein, aber ich finde es trotzdem gruselig, das hier und heute so klar vor Augen geführt zu bekommen.
Ich:
Du hast recht.Nur ist dieser Blick sehr lähmend. Wir können die gesellschaftlichen Realitäten aber auch als einen Urwald (Großstadt-Urwald, Großstaat?-Urwald) von unzähligen Systemen betrachten.
Da können wir auf Niklas Luhmann zurückgreifen, der das Ganze als ein Nebeneinander und Ineinandergreifen von den ganz großen Geld-, Recht-, Wissens-, Erziehungs- und politischen Systemen in einer unüberschaubaren Schar von Familien-, Gruppen-, vereins- und Gelegenheits-Systemen betrachtet.Immer also, wenn Menschen miteinander zu tun haben, lässt sich betrachten, welche Systeme gerade mit im Spiel sind.
Wenn z.B. Geld, Macht und Nähe im Spiel sind, dann überschneiden sich an der Stelle Wirtschaft, Politik und Familie (wobei Familie bei Luhmann auch alle freundlich-freundschaftlichen Verhältnisse mit umfasst).Also wenn ein verärgerter Käufer den Manager des Lebensmittelsladens sprechen will, und sich dann schon beruhigt, weil er den als ehemaligen Teilnehmer eines Wissenschaftsseminars erkennt, hätten wir die meisten sozialen Systeme mit involviert.
Dabei lohnt sich aber Kapitalismus und Wirtschaft als Systeme zu unterscheiden, die sich zwar in unglaublich vielem überschneiden, aber auf keinen Fall identisch sind, was Maja Göpel mit unermüdlich freundlicher Geduld zu vermitteln versucht. In letzter Zeit versucht sie ja, einen Begriff von „Vermögen“ in die Gesellschaft zu tragen, der das Bild von Wirtschaft bei den Menschen geraderückt und ihnen ein Bewusstsein von dem unglaublichen Wert ihrer sozialen Aktivitäten gibt.
Bei Luhmann hieße das „Vertrauen ist Reduktion von Komplexität“ – was letztendlich heißt „Vertrauen schafft ein „Gegen“-System zum Kapitalismus.
Dies alles hilft, die feinen Unterschiede zu sehen, die die öffentliche Kommunikation alle verkleistert, nicht zuletzt auf Grundlage des Neoliberalismus, wo sein Initiator August von Hayek allen Ernstes jeden Kaufakt als eine Art vertrauensbildende Maßnahme verkauft, wofür er ein Kunstwort von Mises aufgreift, „Katalaxie“, was auf griechisch „katallassein“, das einerseits „tauschen“ andererseits „aus einem Feind einen Freund machen“ heißt, zurückgeht.(Dabei betrachtete er sein Konzept als ausdrücklich antifaschistisch und Toleranz-gewährleistend. Aber wie schreibt das Handelsblatt so schön? (sinngemäß:) „Schade, dass dieser Prediger der Toleranz selber so intolerant war.“)
Verzeih, hier ist meine Leidenschaft für Theorien mit mir durchgegangen.
Luhmanns Systemtheorie ist bedauerlicherweise für Viele sehr unzugänglich, obwohl Viele ja ein Bewusstsein dafür haben, dass Familie, Wirtschaft, Wissenschaft, Recht usw. eine Eigendynamik haben, die unser Verhalten und unsere Wahrnehmung grundlegend mitgestalten.
Die Assoziationen und Kenntnisse, die uns zu so etwas wie „Familiensystem“ in den Kopf kommen, geben uns eine Vorstellung davon wie diese sozialen Systeme wirken.
Aber, deshalb der Verweis auf Luhmann: es sind viele Systeme, weshalb wir sie gegeneinander, also auch gegen den Kapitalismus, in Stellung bringen können.
***
B
Danke an alle, die für die Aktion heute so Kreatives eingebracht haben. Leider fand ich die Menschen heute vielfach ziemlich abweisend bis aggressiv. Und das Perverseste: Während wir gegen die Kohleverstromung protestierten brannten gegenüber im Café bei der Commerzbank mindestens 5 Heizstrahler und ebenso bei weiteren Cafés in der Fußgängerzone. Für so einen Überfluss wird Lützerath abgebaggrt.
Ich
Allerdings ist ja wahrscheinlich all das, was wir zu Gesicht bekommen, klein gegenüber dem, was wir nicht sehen, z.B. die Industrien, die den Verbrauch ganzer Städte haben.
Fokussieren sollten wir uns auf Letzteres, meine ich.
B
Ich finde das eine schließt das andere nicht aus. Wir sollten doch die Menschen dort abholen, wo sie nun mal die Widersprüche unmittelbar erleben können im Alltag. Und wie beim Tempolimit geht es doch darum, das Nötige vom Überflüssigen zu unterscheiden und das Primat des Gemeinwohls von der Politik einzufordern. Natürlich auch im ‚Großen‘ bei der Industrie.
Ich
Das ist für mich eine Frage der Ressourcen. Einmal unserer eigenen, aber auch die der anderen, dazu gehört die Aufmerksamkeitsspanne und die Fähigkeiten der Menschen ein gewisses Spektrum an Zusammenhängen im Blick zu behalten. Und da erlebe ich es eher so, dass sich der Blick auf einen Teilaspekt verengt, statt das Andere nicht über das Eine zu vergessen …
]]>Aber jeder kann Schmetterling sein.
Das ist die Schwierigkeit. Auch der Elefant im Porzellanladen.
Da muss es viele Schmetterlinge geben, damit den Elefanten die Luft wegbleibt.
Da können nicht einfach nur die Meerkatzen in den Ästen mit Schubladen einander die Bälle zuwerfen.
Die Gängelung des Alltags durch die Pandemie-Maßnahmen schabt die Häute dünn.
Die Ächtung aller Ungeimpften mitsamt dem Wust an wild verpanschten Pseudo-Lösungen spaltet Demonstranten auf den Plätzen, lässt gefährliche Spinner die scharfsichtig Unzufriedenen begleiten.
Alles, was es bräuchte sind Menschen, die in Gesprächen in Verbindung bleiben und am Vertrauen bauen.
Ich glaube an die urbane kommunale Kreativität und schaue dennoch fassungslos in Gesprächen auf ein Denken, das nur bis vor die Enden verlorener Fäden reicht. Oder in die Selbstbestätigung der Peer Groups.
So hat das Hormon des Kuschelns das Schläfenwandeln fest im Griff.
Ey, Leute!
Schluss mit dem Denunziationierungs-Sprech. Wenigstens das.
In unserem Wartesaal zum Untergang – der Welt, der Anderen, nach uns.
Und hinter den Grenzen.
was steht von der Familie herum und dient allen, um sich zu Hause zu fühlen und geborgen, und zu wissen wie und wann wen sie sich wenden müssen
Dispositiv heißt was steht zur Disposition heißt was steht herum, worauf man zugreifen kann
zum Beispiel auch Bezugsrahmen und Stichworte, die in der Öffentlichkeit immer wieder gern als Bezug gewählt, als eine Art stummer Zeuge herangezogen werden
]]>